Die Teufelslucke (Eggenburg, NÖ) - Archiv der Klimaschwankungen im Jungpleistozän Niederösterreichs
Die Teufelslucke (Eggenburg, NÖ) - Archiv der Klimaschwankungen im Jungpleistozän Niederösterreichs
Die jungpleistozäne Fundstelle Teufelslucke oder Fuchsenlucke, Roggendorf bei Eggenburg, Niederösterreich, ist die zweitgrößte Hyänenhöhle der Welt. Im Rahmen genetischen Untersuchung der Höhlenhyänen ergaben Radiokarbon-Datierung (14C) der Funde aus der Teufelslucke ein Alter von 38.060+900/-810 (VERA 2536) und jene von Panthera spelaea (Höhlenlöwe) ein Alter von 42.400+1.800/- 1.500 (VERA 2545) Jahren vor heute (J.v.h.). Die Kleinsäuger wurden auf Grund von Datierungen aus anderen Höhlen, wie der Schusterlucke (Halsbandlemming 13.450+/-60 J.v.h.).), ins Spätglazial gestellt.
Neuere 14C-Datierungen sowie genetische Ergebnisse aus anderen Fundstellen belegen, dass die Höhlenhyäne, der Leopard wie auch der Höhlenlöwe seit ca. 38.000 J.v.h. aus Mitteleuropa bereits verschwunden sind und nicht als Vertreter einer Kältesteppe gelten können. Die Teufelslucke hat darüber hinaus noch den Wildesel (Equus hemionus) und die Wüstenspringmaus (Allactaga sp.) als besondere Elemente, die wie Hyäne und Löwe, von ihren ökologischen Präferenzen nicht in eine Kältesteppe passen. All diese Formen sind heute nur in den ariden Tropen bzw. Subtropen beheimatet.
Der Höhlenbär existierte noch bis ca. 26.000 J.v.h., also etwas länger in Mitteleuropa, verschwand aber auch deutlich vor dem letzten Hochglazial (Last Glacial Maximum, LGM, vor ca. 20.000 Jahren J.v.h.). In der Teufelslucke sind zusätzlich zu diesen prominenten Vertretern noch typische Elemente der Kältesteppe, wie Wollnashorn, Mammut, Lemming und Rentier. Ungeklärt ist, zu welchem zeitlichen Horizont sie gehören.
Zuletzt die Frage nach den Steinwerkzeugen, die auf Grund der Altersstellung der Höhle angezweifelt wurden. Der menschliche Fund aus der Pestera cu Oase (Rumänien) war 2003 der erste Fund eines Homo sapiens in Europa mit 34.000 bis 36.000 J.v.h. und die Datierungen der Funde aus Kent's Cavern ergaben eine noch viel frühere Besiedelung Europas mit 42.000 bis 43.000 J.v.h.. Damit wären Steinwerkzeuge des Homo sapiens in der Teufelslucke zeitlich doch möglich. Recherche in den alten Grabungsaufzeichnungen sollen hier mehr Informationen bringen.
Die ursprüngliche Einteilung in zwei bis drei Zeithorizonte dürfte realistisch sein, aber die genaue Zuordnung der Funde wurde bis jetzt ohne absolute Datierung durchgeführt. Die zeitliche Stellung dieser subtropischen Formen ist nie untersucht worden und ist der Folus dieses Projektes.
Projektleitung ao.Univ.Prof. Dr. Doris Nagel, 2020 bis 2022
in Kooperation mit:
gefördert vom Amt der NÖ Landesregierung, Baudirektion - Geologischer Dienst
Literatur
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